Im Rahmen des Deutschunterrichts hat sich die Klasse 8c (jetzt 9c) mit den Merkmalen der verschiedenen Textarten vertraut gemacht. Die Beschäftigung mit einem Genre, nämlich Reportagen, hat dabei richtig Spaß gemacht: Hier wird ein Sachverhalt anhand von konkreten Beispielen, Personen oder deren Schicksalen anschaulich gemacht. Während Nachricht und Bericht Distanz wahren, geht die Reportage nah heran und lässt den Leser bzw. Hörer miterleben, indem auch scheinbar unwichtige Details dargestellt werden.
Und was liegt näher, als zum Thema „Reportage“ über etwas zu schreiben, worüber man wirklich Bescheid weiß? So bewegten sich die Schüler gedanklich als Reporter durch ihre eigene Schule.
Hier eine Zusammenstellung verschiedener Arbeitsergebnisse:
Es ist 7.44 Uhr. Ich betrete das Hedwig-Bollhagen-Gymnasium in Velten, werde fragend angeschaut. Das zeigt mir, dass man hier auf der Schule ein neues Gesicht sofort erkennt, weil sich alle zumindest vom Sehen her kennen. Dann machen sich ca. 550 Schüler auf den Weg zu den Unterrichtsräumen. Manche rennen auch noch schnell zum Schließfach. Was war ihr Signal zum Aufbruch? Ein angenehmer Gong. Wenn mir keiner gesagt hätte, dass das das Klingeln war, hätte ich es nicht als solches wahrgenommen. Es ist ein angenehmer Klang und kein ohrenbetäubendes Läuten, wie man es von anderen Schulen kennt. Ich frage: „Wo geht es zum Sekretariat?“ und erhalte bereitwillig Auskunft. Dort werde ich von der Sekretärin Frau Schimschok freundlich empfangen und gleich zum Schulleiter Herrn Martin geschickt, mit dem ich verabredet bin. Dieser erkundigt sich zunächst, ob ich gut hergefunden hätte. „Ja, das war dank der guten Bahn- und Busanbindung Veltens kein Problem. Und vom Bahnhof zur Schule sind es auch nur wenige Minuten zu Fuß.“ Herr Martin stellt mir Frau Müller vor, die stellvertretende Schulleiterin, und Herrn Prüter, den Oberstufenkoordinator; dann werfen wir einen kurzen Blick ins Lehrerzimmer. Hier haben die knapp 40 Kollegen ihren Platz, im teilweise abgetrennten kleinen Nachbarraum stehen mehrere Computer, die die Lehrer in Freistunden oder auch am Nachmittag nutzen können.
Dann begleitet mich Herr Martin bei einem ersten Rundgang durch die Schule. Wir beginnen im alten Gebäude, in dessen Mitte der Lichthof liegt, ein großer, lichtdurchfluteter Raum über beide Etagen mit einer oben über drei Seiten gehenden Galerie. „Im Lichthof finden Theateraufführungen und sonstige Veranstaltungen mit vielen Leuten statt, z.B. auch die feierliche Übergabe der Abiturzeugnisse.“, informiert Herr Martin, „deshalb auch die Bühne.“
Dann klingelt es zum Unterricht – nein, es gongt leise und das Gemurmel verstummt…
Wir gehen zurück Richtung Haupteingang und fast habe ich den Eindruck, dass Herr Martin etwas stolz ist – denn unser Weg führt uns jetzt durch den gläsernen Verbindungstrakt ins neue Gebäude. Dieses ist erst vor einem Jahr eingeweiht worden und bietet optimale Bedingungen. Wir kommen zunächst in die Cafeteria. Die ist zwar jetzt leer, aber dadurch kann man vielleicht viel besser sehen, wie groß sie ist – wunderbar: Platz für alle, die essen oder auch einfach nur sitzen und entspannen wollen. Mittags kann man frisch vor Ort gekochtes Essen kaufen, aber auch Burger, Schnitzelbrötchen (Favorit bei sehr vielen Schülern, wie ich später erfahre), verschiedene Snacks und auch gesunden Salat. Wir gehen weiter, Herr Martin möchte mir einen der Räume zeigen. Boah! Schön groß, die Räume im neuen Gebäude! Und alle nicht nur mit Außenjalousien, sondern auch mit modernem Smartboard ausgestattet! In der ersten Etage gibt es drei Räume, deren Trennwände zur Seite geschoben werden können – so entsteht dann ein richtig großer Klausurraum, in dem z.B. auch die Abiturprüfungen geschrieben werden. „Ja, ganz so modern ist es im alten Gebäude leider noch nicht, dort haben wir in manchen Räumen noch traditionelle Kreidetafeln“, informiert mich Herr Martin, „aber auch dort befindet sich überall ein Beamer und ein Laptop, sodass moderne Medien auch dort genutzt werden können.“ Weiter geht es… In den breiten Fluren fallen mir Nischen in den in Bollhagenfarben gestalteten Wänden auf: Wasserspender. Tolle Idee, um die eigenen Flaschen aufzufüllen und somit auch einen kleinen Beitrag zur Vermeidung von Plastikmüll zu leisten.
Ein Teil der Wände, auch im alten Gebäudeteil, ist von Schülern künstlerisch gestaltet worden; Ideengeber scheint auch hier häufig Hedwig Bollhagen zu sein, deren Namen die Schule trägt.
Dann bietet mir Herr Martin an, mich in Ruhe alleine umzusehen und meint: „Wenn Sie alles angeschaut haben, können Sie gern auch nochmal bei mir vorbeischauen!“ Dann verlässt er mich und ich nutze die Gelegenheit, auch ein paar Fotos zu machen. Verschiedene Pinnwände informieren über Neuigkeiten, Angebote für Nachhilfe, Projekte und Arbeitsgemeinschaften, z.B. Schach, Foto, Tischtennis und die AG Schule ohne Rassismus. Ungewöhnlich scheint mir „Schüler helfen Schülern“ zu sein; das ist kostenlose schulinterne Nachhilfe. Vitrinen mit Kunst von Schülern komplettieren den Eindruck, dass das Schulgebäude von den Schülern nicht nur genutzt, sondern angenommen wird. Nirgends Grafitti oder Schmierereien, selbst auf den Toiletten nicht. Aber wo finden die Schüler den Vertretungsplan? Ah! Kein Ausdruck im Glaskasten mehr, sondern Bildschirme wie auf einem Flughafen! Kaum dass ich überall gewesen bin, ertönt wieder dieser angenehme Gong, diesmal zur Pause. Ich will die Gelegenheit nutzen, einige Schüler zu befragen, aber so sehr viele sind gar nicht auf den Fluren. „Die Klassen 7-10 haben vorrangig in ihren Klassenräumen Unterricht“, erfahre ich, „nur für einige Fächer, wie z.B. Chemie oder Physik, müssen wir wechseln.“ Von der neuen, großen Cafeteria schwärmen alle; auch der große Schulhof mit Bänken, Tischtennisplatten, einem amerikanischen Trockengraben und einem offenen Klassenzimmer gefällt allen. Manche wünschen sich, dass neben Englisch, Französisch, Russisch und Latein noch Spanisch angeboten wird. Einer meint: „Aber wir haben Untis!“ Ich muss wohl ein verständnisloses Gesicht gemacht haben, denn diese Fremdsprache kenne ich nicht, ich werde jedoch aufgeklärt: „Das ist eine Stundenplan-App.“ Dann frage ich noch nach der Turnhalle, denn ich hatte draußen nur einen kleinen Sportplatz gesehen. „Da müssen wir leider in die Ofenstadthalle gehen, die teilen wir uns mit der Oberschule.“ Davon sind die Schüler offenbar nicht so sehr begeistert. Manche wünschen sich auch mehr Freiheiten bei der Gestaltung der längeren Pausen. Zu guter Letzt interessiert mich noch die Meinung eines Lehrers: „Also das ist ein sehr schönes Umfeld hier und eine tolle Lernatmosphäre. Naja, meistens jedenfalls. Aber es sind hier sehr angenehme Arbeitsbedingungen und meine Kollegen sind auch nett. Das Einzige was nervt, sind diese Achtklässler, die meinen, in den großen Pausen immer dann aufs Klo gehen zu müssen, wenn ich Aufsicht habe. Die sollten doch wissen, dass es die Hausordnung für die Klassen 7-10 nicht erlaubt, sich in den langen Pausen im Schulgebäude herumzudrücken!“
Dann gehe ich zurück ins Büro des Schulleiters, um mich zu verabschieden. Hier erfahre ich von Herrn Martin noch, dass die siebten Klassen Methodentage durchführen, um das Handwerkszeug, wie er es nennt, für erfolgreiches Lernen am Gymnasium zu trainieren. Außerdem informiert er mich darüber, dass es zwei Mal jährlich einen festen Wandertag, eine Projektwoche im Schuljahr und im Sommer ein Sportfest für alle Klassen am Bernsteinsee gibt. „Die den Schülern wohl liebste Zeit im Schuljahr sind aber wohl die festen Klassenfahrten“, ergänzt er, „In Klasse 7 die Kennlernfahrt, in der Jahrgangsstufe 11 die Skifahrt, und zu Beginn des 12. Schuljahres geht es nach Weimar. Nur unsere 9. Klassen hängen momentan etwas in der Luft. Vor Corona und dem Brexit stand für sie England auf dem Plan. Ob wir das noch einmal reaktivieren können, wissen wir noch nicht. Deshalb waren die neunten Klassen vergangenes Schuljahr in Deutschland unterwegs.“
Ich komme zu dem Schluss, dass das HBG ein Gymnasium mit ruhiger, vertrauter und familiärer Atmosphäre ist. Sicher gibt es auch Kleinigkeiten, die Diesem oder Jenem nicht gefallen, aber wo ist schon alles perfekt?









